Die Nachblutung

Informationen für Patienten

Was ist Nachblutung?

In der Chirurgie versteht man unter „Nachblutung“ die unerwünschte, meist nicht sichtbare, weil „innere“ Blutung nach einem chirurgischen Eingriff. Eine Nachblutung kann verschiedene Ursachen haben, die der Operateur nicht beeinflussen kann, wie z.B. hoher Blutdruck oder Gerinnungsstörungen, beispielsweise infolge der Einnahme von Aspirin. Eine Nachblutung kann aber auch vom Operateur selbst verursacht werden, beispielsweise durch eine instabile chirurgische Naht. 

Nachblutungen können mit einer Verzögerung von Stunden oder auch Tagen nach Beendigung eines chirurgischen Eingriffs auftreten. Sie können mit erheblichen Blutverlusten einhergehen. Daher erfordert eine Nachblutung in aller Regel eine erneute operative Untersuchung des Operationsgebiets und eine sorgfältige Blutstillung. Da das Blut bei einer Nachblutung in aller Regel nicht nach außen austritt, sondern im Köper verbleibt, ist die Nachblutung nicht einfach zu diagnostizieren. 

Erkennung der Nachblutung

Gut ausgebildete und erfahrene Ärzte und Schwestern können erkennen, wenn ein Patient nachblutet;  insbesondere auch dann, wenn der Patient über entsprechende Beschwerden klagt. 

Klassische äußere Anzeichen für eine Nachblutung sind Unruhe, Blässe oder Mattigkeit. Laborwerte schaffen hier schnell Klarheit, ob ein Blutverlust eingetreten ist. 

Nachblutung nach Schilddrüsen-Operation

Die Nachblutung nach einer Schilddrüsen-OP tritt nicht häufig auf.  Ca. 2  von hundert Patienten bluten nach. Allerdings gehört diese Nachblutung zu den kritischsten Nachblutungen in der Chirurgie überhaupt. Dies liegt daran, dass ein Druckanstieg im Hals, wie er durch eine Nachblutung entsteht, beim Patienten schon bei vergleichsweise kleiner Blutmenge einen Atemstillstand hervorrufen kann. 

Aus diesem Grund ist besonders bei Schilddrüsenpatienten eine sehr sorgfältige Überwachung des Patienten nach der Schilddrüsenoperation angeraten. Auch der Patient selbst sollte aufmerksam sein: Starkes Druckgefühl im Hals, Schweißausbrüche, starke Unruhe und Atembeschwerden können Hinweise auf eine Nachblutung sein. In der Regel verbleiben Patienten nach Schilddrüsenoperation mindestens 24 Stunden in der stationären Überwachung. 

Bitte beachten Sie: Die Informationen auf dieser Webseite ersetzen nicht das persönliche Gespräch mit Ihrem Arzt. Wenden Sie sich also für Informationen zu Diagnose und Behandlung immer auch an Ihren Arzt.

Informationen für Ärzte

Nachblutung nach Schilddrüsen OP

Nachblutungen nach Schilddrüsen-Operation sind eine vital bedrohliche Komplikation. Je nach Zentrum und Operateur treten sie mit einer Häufigkeit von 0,2 - 4% auf.  In spezialisierten Zentren kann eine Nachblutungsrate von unter 1%  umgesetzt werden. Im Schnitt beträgt sie rund 2%. Bei etwa 100.000 Schilddrüsen-OPs in Deutschland sind circa 2.000 Patienten von einer Nachblutung betroffen. Vor dem Hintergrund immer kürzer werdender stationärer Verweildauer, dem zunehmenden Mangel an erfahrenem Pflegepersonal und der Diskussion um ambulant mögliche Operationen kommt der frühzeitigen Erkennung der Nachblutung besondere Bedeutung zu. 

Annähernd 85% der Nachblutungen treten innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Ersteingriff auf, der Großteil in den ersten 8 Stunden .

Risikofaktoren sind neben Alter, Operationsdauer auch die Schilddrüsenpathologie, bilaterale, fast totale und totale Thyreoidektomie, das Resektionsgewicht, gerinnungsrelevante Medikation, postoperativ erhöhter systolischer Blutdruck oder auch postoperatives Husten und Erbrechen.

Bereits eine geringe Menge Blut (100ml) in der Halsloge kann einen Atemstillstand auslösen. 

Wird die Nachblutung nicht rechtzeitig erkannt und behoben, kann der Patient an  Atemstillstand sterben oder  einen schweren Hirnschaden erleiden. 

80% der Schilddrüsenoperationen betreffen Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren mit gutartigen Erkrankungen. Eine schwere Komplikation mit Invalidität oder Todesfolge verursacht einen Schaden in Höhe von 1.000 Krankenhaustagen, das sind im Schnitt 300.000 €.

Bisherige Methoden der frühzeitigen Erkennung von Nachblutungen sind unzureichend

Klinisch zeigt sich die Nachblutung nach Schilddrüsen-OP durch ein Druckgefühl im Hals, Siridor, Dyspnoe und Schluckstörungen. Die Blutung kann auch durch die Fördermenge einer evtl. liegenden Redondrainage erkannt werden, wobei dies eher ein unzuverlässiger Indikator ist. Eine Inspektion und Palpation des Halses sind indiziert; einige Zentren messen systematisch den Umfang der Halsregion. 

Der Anstieg des Gewebedrucks im Hals sowie die Halsschwellung sind signifikante Indikatoren für eine Nachblutung.

Der Basisgewebedruck in der postoperativen Halsloge liegt zwischen 1 und 3 mmHg. 

Mittels einer Sonde postoperativ in die Halsloge eingelegt, kann der Druck kontinuierlich überwacht werden. Bei Druckanstieg erfolgt ein Alarm über ISAR-M THYRO®.

Der Druck steigt bei Nachblutung auf über > 20 mmHg an. Ab 10 mmHg muss eine Reintervention in Betracht gezogen werden.